Werkzeuge im mindboxPlus-Modell: Persönlichkeit - wir sind alle anders!
Persönlichkeit: Ein Hoch auf die Indivdualität!
Die Persönlichkeit ist in vielen Zügen dauerhaft, stabil und kaum veränderbar.
Wir sind alle anders. Alle sind wir individuell. Ich persönliche schätze diese Haltung und Erkenntnis sehr. Wie langweilig wäre es, wenn wir alle gleich wären? Eine Möglichkeit, sich der eigenen Individualität und der Individualität anderer etwas anzunähern, ist das Wissen um verschiedene Persönlichkeitsmerkmale (umgangssprachlich kommt der Begriff Charaktereigenschaften dem recht nahe).
Was ist mit dem Begriff "Persönlichkeit" gemeint?
Doch was ist eigentlich gemeint, wenn man von der Persönlichkeit eines Menschen spricht? Grundsätzlich meint Persönlichkeit, inwiefern sich Menschen als Individuen bezüglich psychischer Eigenschaften voneinander unterscheiden. Zur Diskussion und Bestimmung von Persönlichkeit gibt es viele unterschiedliche Konzepte. Die Wissenschaft hat verschiedene Persönlichkeitseigenschaften definiert und untersucht. Den allermeisten dieser Eigenschaften ist folgendes gemeinsam: Sie gelten eher als dauerhaft und stabil und lassen sich nicht (wesentlich) verändern. Es sind eben Eigenschaften, die uns als Individuum ausmachen. Es kann aber sein, dass sich Persönlichkeitseigenschaften im Verlauf des Lebens – also über Lebensphasen hinweg – verändern. Das ist aber ausserhalb der Einflussmöglichkeiten von Führungspersonen.
Doch wie kommen wir eigentlich zu unseren Persönlichkeitsmerkmalen? Sicher ist, dass die Gene dabei eine Rolle spielen. Persönlichkeitsmerkmale sind – so die heutige wissenschaftliche Erkenntnis - vererbt. Tiefe Prägungen, die wir in jungen Jahren erfahren, können aber auch quasi "persönlichkeitsbildend" sein. Da gibt es potenziell noch eine Menge an Einflussfaktoren. Das kann beispielsweise der Verlauf der Schwangerschaft sein, das Umfeld in dem wir als Babys, Kleinkinder und Jugendliche aufwachsen, die Schule und andere lebensprägende Erfahrungen. Nur die Gene für Persönlichkeit verantwortlich zu machen, ist also zu kurz gegriffen. Um das zu verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, Sie wären mit den genau gleichen Genen, die Sie von Ihren Eltern erhalten haben, in einem komplett anderen Umfeld aufgewachsen. Sowohl Ihre Erfahrungen als Baby, Kleinkind, in der Schule und auch Ihre Peergroups im Jugendalter wären komplett anders gewesen. Wer und wie wären Sie dann heute? Sicher können Sie sich vorstellen, dass das eine oder andere Persönlichkeitsmerkmal möglicherweise anders ausgeprägt wäre, als es jetzt gerade bei Ihnen der Fall ist. Ich gebe zu, das ist eine stark vereinfachte Darstellung persönlichkeitsbestimmender Einflüsse und Grundlagen. Ich finde aber folgende Zusammenfassung für die Praxis hilfreich:
Wir haben genetische Dispositionen, die unsere Persönlichkeit ausmachen.
Wir erfahren Prägungen in unserer Kindheit, die ebenfalls persönlichkeitsähnliche Merkmale aufweisen können.
Führungskräfte (oder andere Bezugspersonen) können nicht willentlich aktiv Einfluss auf die Persönlichkeitsmerkmale nehmen.
Die Grenze zwischen Persönlichkeit und Prägung ist hier weder tiefgehend noch ganz stimmig beschrieben. Aber dieser Blog richtet sich nicht an Therapeut:innen.
Es gibt eine Vielzahl an Persönlichkeitsmodellen, die versuchen, die Persönlichkeit von Menschen zu beschreiben. Eines der bekanntesten Modelle beschreibt fünf weitgehend stabile und dauerhafte Persönlichkeitsfaktoren, die sogenannten „Big Five“:
Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit)
Gewissenhaftigkeit
Extraversion und Introversion
Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft)
Neurotizismus (emotionale Labilität und Verletzlichkeit)
Hinter jedem Persönlichkeitsmerkmal stecken immer auch Stärken. In der Begegnung mit Menschen können wir uns immer die Frage stellen, welche Chancen und Stärken in der Persönlichkeit stecken und wie man diese entwickeln, stärken und nutzen könnte. Der Versuch, Persönlichkeitsmerkmale bei sich und anderen verändern zu wollen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt und führt nur zu Frust und negativen Emotionen. Diese zentrale und wichtige Erkenntnis ist nicht nur für einen selbst von grosser Bedeutung, sondern auch für Führungskräfte; und Gleiches gilt natürlich für alle Arten von Beziehungen in allen Formen menschlicher Kontakte.
Getreu dem Prinzip der Polarität hat auch jedes Persönlichkeitsmerkmal zwei Seiten. Hinter jedem Persönlichkeitsmerkmal steckt eine Ressource. Wer beispielsweise eine Tendenz zu Extraversion hat, dem fällt es vermutlich leichter, Kontakt mit anderen Menschen aufzunehmen, an Netzwerkanlässen unbedeutenden Small Talk zu betreiben, im Team für gute Stimmung zu sorgen und sich über beliebige Themen mit anderen auszutauschen. Auf der anderen Seite fällt es Menschen mit einer Tendenz zu Extraversion möglicherweise etwas schwerer, allein und konzentriert über einen längeren Zeitraum hinweg zu arbeiten. Oder sie besitzen vielleicht sogar ein sehr hohes, nach aussen gerichtetes Energieniveau und fallen dadurch zeitweise anderen ins Wort, auch wenn es nicht angebracht wäre.
Wie bereits weiter oben erwähnt, ist es sinnvoll, immer beide Seiten der Medaille zu sehen. Dann aber lohnt es sich – wie im Kapitel über positive Emotionen und Stärken erläutert – sich auf Ressourcen, Chancen und Potenziale zu fokussieren und diese im Alltag möglichst aktiv zu nutzen. Denn so bieten sich wieder Chancen, die Menge positiver Emotionen zu steigern. Und was das alles bewirken kann, das haben Sie bereits gelesen.
Die Persönlichkeit macht also Menschen aus. Ganz oft können Persönlichkeitsmerkmale auch beobachtet werden. Sie zeigen sich gewissermassen im Alltag in unterschiedlichen Situationen. Dabei ist aber wichtig zu wissen, dass die meisten Menschen innerhalb einer bestimmten Bandbreite ähnliche Persönlichkeitsmerkmale aufweisen, es aber Tendenzen in die eine oder andere Richtung geben kann (Für alle Statistik Interessierten: Die Rede ist hier von der Gaussschen Normalverteilung). Auch sprechen wir in diesem Kontext nicht von Persönlichkeitsstörungen. Diese gibt es natürlich auch und sie sollten professionell behandelt werden, werden aber in diesem Blog nicht thematisiert. Viel interessanter für uns ist, im Rahmen gewisser Tendenzen von Persönlichkeitsmerkmalen, die Ressourcen zu erkennen.
Wie weiter oben bei der Analyse der Stärken, können auch Persönlichkeitsmerkmale in Bezug auf ihre Chancen und Stärken reflektiert werden.
Übrigens gibt es hier noch eine andere Ergänzung zum Grundprinzip der Polarität, die sich im Alltag und in der Praxis häufig zeigt. Die Polarität wird deutlich sichtbar, wenn sich zwei Menschen mit gegensätzlichen Persönlichkeitstendenzen begegnen oder sogar miteinander in einer Beziehung stehen. Dabei kann es sich um eine Paarbeziehung oder eine geschäftliche Beziehung handeln, die Effekte sind immer sehr ähnlich.
Lassen Sie mich das an folgendem Beispiel darlegen: Klaus ist ein eher introvertierter Typ, ein tiefsinniger Denker, der sehr gerne Zeit mit sich selbst verbringt, um über dies und das im Leben nachzudenken. Daraus schöpft er viel Energie. Er mag es, gute Zeiten mit Freunden zu verbringen. Am liebsten in einem guten Restaurant, bei einem Glas Wein und einem feinen Abendessen. Und noch lieber nur zu dritt oder zu viert. Grosse Menschenansammlungen mag er eher weniger, weil sie ihm Energie rauben. Petra liebt Menschen über alles. Sie mag es, sich mit vielen Menschen zu treffen und ist daher auch auf vielen Veranstaltungen und Partys anzutreffen. Wenn sie einen Tag erlebt hat mit vielen sozialen Kontakten, viel Humor und vielen lustigen und spannenden Begegnungen, dann geht es ihr gut. Auch ihren Beruf hat sie entsprechend gewählt: Sie arbeitet im Aussendienst einer Versicherungsgesellschaft und es gelingt ihr hervorragend, Kontakte zu knüpfen und mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Was geschieht nun, wenn Klaus und Petra sich begegnen? Es kann durchaus sein, dass beide die Persönlichkeit des anderen spannend finden. Klaus mag die lebhafte und humorvolle Art von Petra und sieht darin eine willkommene Ergänzung zu sich selbst. Und Petra mag die ruhige und besonnene Art von Klaus, weil es ihr dabei hilft, ihr Energieniveau von Zeit zu Zeit etwas herunter zu fahren. Zudem findet sie die tiefgründigen Gespräche mit Klaus durchaus attraktiv. Nebst dem Motto „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ stimmt eben auch „Gegensätze ziehen sich an“. Das zweite würde dann wieder dem Prinzip der Polarität entsprechen. Sollten Klaus und Petra tatsächlich in einer Paarbeziehung landen, dann könnte diese Gegensätzlichkeit mit der Zeit aber auch herausfordernd werden. Da sich aber Persönlichkeitsmerkmale nicht ändern lassen wird aus Klaus nie die partyliebende Rampensau und aus Petra wohl auch niemals die zurückgezogene Denkerin. Und alle gegenseitigen Appelle, die Partnerin oder der Partner solle sich doch nun ändern, führen ausnahmslos zu Frust und negativen Emotionen.
Sicher kennen Sie derartige Situationen. Entweder aus eigenen Erfahrungen im Privat- oder im Berufsleben oder ganz sicher haben Sie das schon bei anderen Beziehungen festgestellt. Gibt es eine Möglichkeit, besser damit umgehen zu können? Grundsätzlich ist wohl die wichtigste Erkenntnis, dass Persönlichkeitsmerkmale akzeptiert werden müssen. Für einen selbst ist es durchaus lern- und entwickelbar mit seinen Persönlichkeitsmerkmalen gut umgehen zu können. Die Erkenntnis, dass Persönlichkeitseigenschaften von anderen aber auch akzeptiert werden müssen, ist zentral. So kann sich auch eine Führungskraft beispielsweise auf die Suche nach Stärken in der Persönlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen, anstatt auf die Schattenseiten zu fokussieren.
Selbstverständlich entfalten sich Persönlichkeit und Stärken im Allgemeinen vor allem dann, wenn die Menschen selbst diese erkennen können und wenn dann auch ein Umfeld vorhanden ist, in dem sich diese Eigenschaften, Stärken und Talente gut nutzen lassen. Für einen Menschen mit einer starken Tendenz zur Introversion ist die Arbeit in einem lebhaften Grossraumbüro nicht nur problematisch, sondern möglicherweise sogar ungesund, wie Studien belegen. Umgekehrt dürfte es für einen Menschen mit einer Tendenz zu Extraversion eine Qual sein, tagelang in einem Einzelbüro mit wenig Kontakten Excellisten abarbeiten zu müssen.
Im Folgenden möchte ich Ihnen einige gut verständliche und aus meiner Sicht auch lebensrelevante und praktische Persönlichkeitseigenschaften vorstellen. Auch bei diesen Beispielen gilt, dass die meisten Menschen Tendenzen aufweisen. Bitte behalten Sie diese Tatsache im Auge, auch wenn die untenstehenden Erläuterungen manchmal etwas „schwarz/weiss“ beschrieben sind. Das soll einfach der besseren Verständlichkeit dienen. Zwischen Schwarz und Weiss gibt es aber noch eine Menge an Grautönen!
Von Dickhäutern und Dünnhäutern
Wir Menschen erleben die unterschiedlichsten Situationen. Im Geschäftsleben müssen wir uns einem kritischen Feedback unseres Vorgesetzten stellen. Unsere beste Freundin will uns für einen Wochenendausflug nach London begeistern und im Büro hat leider nach wochenlanger Akquisitionsarbeit die Konkurrenz den Auftrag für das tolle Projekt erhalten.
Menschen gehen unterschiedlich mit derartigen Situationen um. Es gibt Menschen, die scheinen eine Art „Schutzschild“ um sich herum zu tragen. Negative Kritik oder Misserfolge scheinen sie nicht sonderlich zu stören. Sie nehmen sie zur Kenntnis, gehen dann ihren Weg weiter, machen eventuell noch Anpassungen, lassen sich aber von negativen Situationen nicht oder nur für kurze Zeit beeinträchtigen. Die sogenannten negativen Affekte in derartigen Situationen berühren sie also nur wenig. Korrekt würde man sagen, diese Menschen haben eine „tiefe Sensibilität auf negative Affekte“. Wir wollen sie hier vereinfacht „Dickhäuter“ nennen.
Es kann aber auch sein, dass jemand dickhäutig auf positive Situationen/Affekte reagiert. So schnell lassen sich diese nicht durch positive Affekte für etwas begeistern und wirken dann zuweilen vielleicht sogar etwas kühl nach aussen. Wie die untenstehende Übersicht zeigt, gibt es aber auch Menschen die entweder bei negativen und/oder positiven Affekten dünnhäutig reagieren. Kritik oder Misserfolge können dann belastend wirken, vielleicht sogar handlungshemmend. Gegenüber positiven Situationen und Affekten reagieren diese Menschen aber oft mit einer grossen Begeisterungsfähigkeit. In der untenstehenden Übersicht finden Sie eine Beschreibung der Sensibilität auf Affekte:
Typ
Sensibilität auf negative Affekte (negative Situationen und Erlebnisse)
Sensibilität auf positive Affekte (positive Situationen und Erlebnisse)
Dickhäuter bei negativen Affekten (in negativen Erlebnissen und Situationen)
Negative Affekte, Situationen etc. nehmen sie eher wenig wahr und vor allem: sie beeinflussen ihre Gemütslage kaum oder gar nicht. Sie werden also nicht in eine negative Stimmung gebracht.
Dickhäuter bei positiven Affekten (in positiven Erlebnissen und Situationen
Positive Affekte, Situationen etc. nehmen sie eher wenig wahr und vor allem: sie beeinflussen ihre Gemütslage kaum oder gar nicht. Sie bleiben auch hier eher cool, nüchtern und neutral.
Dünnhäuter bei negativen Affekten (in negativen Erlebnissen und Situationen
Dünnhäuter sind ihren Gefühlen bei negativen Affekten ausgeliefert. Sie haben die „Antennen ausgefahren“, fühlen sich gut in die Situation ein, leiden aber auch darunter. Dies kann mitunter zu Schwarzmalerei oder zu intensiven Befürchtungen führen.
Dünnhäuter bei positiven Affekten (in negativen Erlebnissen und Situationen
Dünnhäuter sind sehr begeisterungsfähig, vielleicht auch schnell abgelenkt, erhalten sehr gerne Komplimente und reagieren emotional sehr schnell positiv auf positive Umstände.
Ob jemand dickhäutig oder dünnhäutig ist, ist ebenfalls ein Persönlichkeitsmerkmal und in diesem Sinne nicht veränderbar. Das bedeutet nicht, dass Menschen nicht lernen können, mit diesem Persönlichkeitsmerkmal besser umzugehen. Die Eigenschaft an sich gilt aber als unveränderbar. Übrigens: Menschen können sowohl bei positiven und negativen Affekten Dickhäuter oder Dünnhäuter sein, es ist aber auch eine Ausprägung übers Kreuz möglich. Also beispielsweise bei negativen Situationen dick- und bei positiven Affekten dünnhäutig und umgekehrt. Und auch hier gilt: Jede Ausprägung beinhaltet Stärken, Chancen und Ressourcen.
Reflexionen für Sie zum Thema "Dickhäuter/Dünnhäuter"
Wie schätzen Sie sich in Bezug auf Dünn- und Dickhäutigkeit selbst ein? Denken Sie dabei am besten an spezifische Situationen (Erinnerungen).
Worin sehen Sie die Stärke in den Ergebnissen Ihrer Einschätzung? Notieren Sie sich einige konkrete Stärken.
Wenn Sie in einer Führungsrolle sind: Können Sie bei einem Mitarbeiter/einer Mitarbeiterin auch eine Einschätzung wagen (Seien Sie vorsichtig: Ihre Einschätzung darf nicht als Wahrheit gesehen werden oder zur Stigmatisierung führen)
Welche Stärken erkennen Sie aus Ihrer Einschätzung?
Von Partylöwen und stillen Denkern: Introversion und Extraversion
Die Rede ist hier von den beiden Persönlichkeitsmerkmalen Introversion und Extraversion, siehe dazu auch oben, Klaus und Petra. Um es noch systematisch auf den Punkt zu bringen, hier noch eine Gegenüberstellung der beiden Merkmale:
Menschen mit einer Tendenz zur Introversion
tanken ihre Energie „aus sich selbst heraus“, beispielsweise, indem sie sich zurückziehen
verlieren ihre Energie, wenn sie mit vielen Menschen zusammen sind
haben eine Tendenz, lieber tiefgründig, exakt und detailliert zu denken
mögen möglicherweise Veränderungen weniger gerne
schätzen es, zwischendurch eine ruhige Umwelt zu haben
Menschen mit einer Tendenz zur Extraversion
gewinnen Energie aus dem sozialen Austausch mit anderen Menschen und brauchen daher oft ein Gegenüber
verlieren Energie, wenn sie alleine sind und öfter oder über längere Zeit kein Gegenüber haben
suchen Anregung von Aussen, haben eine Tendenz zur Abenteuerlust
Sind eher gesprächig, aktiv, energetisch, eventuell ein wenig dominant, enthusiastisch
haben eine reiches Innenleben
Ihre Reflexion zum Persönlichkeitsmerkmal "Introversion/Extraversion"
Können Sie bei sich eine Tendenz hin zu Introversion oder Extraversion feststellen?
In welchen Situationen fühlen Sie sich mit der von Ihnen festgestellten Tendenz unwohl?
Wenn Sie in einer Führungsrolle sind: Können Sie bei einem Mitarbeiter/einer Mitarbeiterin auch eine Einschätzung wagen (Seien Sie vorsichtig: Ihre Einschätzung darf nicht als Wahrheit gesehen werden oder zur Stigmatisierung führen)
Welche Stärken erkennen Sie aus Ihrer Einschätzung? In welchen Situationen kommt diese Persönlichkeitstendenz gut zum Tragen? Könnte der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin mehr davon tun?
Von Veränderern und Bewahrern. Das Persönlichkeitsmerkmal "Offenheit"
Mögen Sie Veränderungen? Oder ist es Ihnen lieber, wenn alles beim Alten bleibt und Sie sich gut am Bekannten orientieren können? Die Rede ist hier vom Persönlichkeitsmerkmal „Offenheit für Erfahrungen“. Dies ist ein Merkmal aus den sogenannten Fünf-Faktoren-Modell (Big Five).
Menschen, die eine Tendenz zu viel Offenheit haben, fallen oft durch Einfallsreichtum, grossem Interesse an Neuem, Neugier, eine Vorliebe für Abwechslung und einer gewissen Aufmerksamkeit für die eigenen und fremden Emotionen auf. Menschen mit Tendenz zu eher weniger grosser Offenheit werden oft als eher konservativ, konventionell, routiniert etc. beschrieben.
Wer als Persönlichkeitsmerkmal eher zur Offenheit neigt, dem fallen Veränderungen im Leben häufig einfacher. Aus Arbeitssicht wird dieses Thema vor allem dann relevant, wenn es um Change bzw. Transformation im Unternehmen geht. Führungskräfte tun aus meiner Sicht gut daran, sich bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dazu Gedanken zu machen. Da es sich bei Offenheit ebenfalls um ein eher unveränderbares und stabiles Persönlichkeitsmerkmal handelt, können Veränderungen hier von keiner Führungskraft wirklich bewirkt oder erzwungen werden. Das Ausüben von Druck mit der Vorstellung, dann ändere sich etwas, führt bestenfalls zu viel Frust und schlimmstenfalls zu Belastung und Stress. Wesentlich hilfreicher ist, in der Persönlichkeit die Stärken und positiven Aspekte aktiv zu suchen und diese für die Veränderungsprozesse sinnvoll einzusetzen.
Persönliche Reflexionen zum Persönlichkeitsmerkmal "Offenheit für Erfahrungen"
Wie stehen Sie zum Thema «verändern» oder «bewahren»?
Welche Situationen in Ihrem Leben würden Sie gerne bewahren? Wovon/Von welchen Situationen und Dingen würden Sie sich gerne trennen? Was hindert Sie eventuell daran?
Wenn Sie in einer Führungsrolle sind: Können Sie bei einem Mitarbeiter/einer Mitarbeiterin auch eine Einschätzung wagen (Seien Sie vorsichtig: Ihre Einschätzung darf nicht als Wahrheit gesehen werden oder zur Stigmatisierung führen) Welche Stärken erkennen Sie aus Ihrer Einschätzung?
Ja, darauf habe ich Lust! Kennen Sie Ihre Handlungsmotive?
Antriebskräfte des menschlichen Tuns haben ihre Basis in den sogenannten Motiven. Julius Kuhl verwendet in seiner Persönlichkeitstheorie vier Grundmotive, die Menschen zum Handeln bringen.
Sie dürfen davon ausgehen, dass auch diese Motive eine Facette Ihrer Persönlichkeit darstellen und kurzfristig nicht veränderbar sind. Allerdings kann es sein, dass sich Motive über die Lebensphasen hinweg verändern – so wie andere Persönlichkeitsmerkmale auch.
Sie handeln also, weil Sie einem bewussten und/oder unbewussten inneren Motiv folgen. Folgende vier Motiv-Gruppen unterscheidet die so genannte PSI-Theorie von Julius Kuhl:
Das Beziehungs- oder Anschlussmotiv: Der Wunsch nach Kontakt, nach sozialem Austausch, nach Kommunikation etc. – gemeint sind hier vor allem Beziehungen auf gleicher Ebene (keine hierarchischen Beziehungen). Das sind also beispielsweise die Beziehungen zum Partner/zur Partnerin, zu Freunden und Kollegen, Vereinsmitgliedern, Arbeitskolleg:innen…
Das Leistungsmotiv: Der Wunsch nach Herausforderung, nach neuen Aufgaben, nach Risiken, nach Lernen, nach Erforschen, nach „sich messen und vergleichen“ an einem Gütemaßstab, etc.
Das Machtmotiv: Der Wunsch nach Dominanz, nach Einflussnahme, nach Durchsetzung, nach Status, nach Autonomie …
Das Freiheitsmotiv: Der Wunsch nach freiem Selbstsein, nach Unabhängigkeit, nach Selbsterkenntnis, nach Selbstentwicklung, nach Eigenständigkeit …
Bei jedem Menschen ist nun die Stärke dieser Motive unterschiedlich ausgeprägt. So kann bei einer Person das Beziehungsmotiv sehr stark sein und bei einer anderen Person dafür das Leistungsmotiv sehr ausgeprägt. Und natürlich sind auch hier wieder beliebig viele verschiedene Kombinationen möglich.
Reflexionen, die Ihnen helfen, sich mit den Handlungsmotiven auseinanderzusetzen
Welches oder welche der vier oben beschriebenen Motive löst in Ihnen ein «inneres Ja!» aus?
Wie oft können Sie in Ihrem Leben (Arbeit und/oder Privates) Ihrem Lieblingsmotiv Raum geben? Welche konkreten Möglichkeiten gäbe es, mehr davon zu bekommen?
Wenn Sie in einer Führungsrolle sind: Können Sie bei einem Mitarbeiter/einer Mitarbeiterin auch eine Einschätzung zu den Motiven wagen? (Seien Sie vorsichtig: Ihre Einschätzung darf nicht als Wahrheit gesehen werden oder zur Stigmatisierung führen)
Welche Stärken erkennen Sie aus Ihrer Einschätzung? Und gäbe es eine Möglichkeit, Ihren Mitarbeitenden mehr Möglichkeiten zum «Ausleben» ihrer Motive zu geben?
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