Paradigmenwechsel und Wandel in der Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Woran orientieren Sie sich in Ihrer täglichen Arbeit? Woran orientiert sich die Gesellschaft?
Die Rede ist von Paradigmen. Paradigmen liegen Annahmen, Zusammenhänge Prinzipien usw. zu Grunde, an denen wir uns und unser Handeln orientieren. In der Menschheitsgeschichte haben sich Paradigmen immer wieder gewandelt. Häufig erkennen wir diesen Wandel erst, wenn er tatsächlich geschieht. Solange wir in einem Paradigma leben, ist es für uns schwer zu erkennen. Aktuell scheint es, dass wir in einem naturwissenschaftlich – technischen Weltbild leben. Dazu haben viele Innovationen und technische Entwicklungen beigetragen. Gleichzeitig ist aber auch zu beobachten, dass diese technischen Entwicklungen eben nicht nur das Paradigma der Moderne zementieren, sondern dass daraus auch ein neuer Mindset entstanden ist; nicht zuletzt auch auf Basis dieser unzähligen technologischen Entwicklungen (denken Sie dabei beispielsweise an alle digitalen Errungenschaften allein in den letzten 10 Jahren).
Die Aera der Moderne
Doch auch andere vergangene Entwicklungen basieren auf dem Paradigma der Moderne. Wir haben uns vor allem der Spezialisierung zugewendet und dabei oft „das Ganze“ vergessen. Die Wissenschaft wurde in Fakultäten „zerschnitten“. Dabei ist viel neues Wissen gewonnen worden und neue Erkenntnisse wurden in abertausenden Studien publiziert. Die Forschung hat in vielen Bereichen ein tiefgehend spezialisiertes Wissen erarbeitet. Das ist zunächst einmal sehr wertvoll – keine Frage. Doch wie immer haben auch diese Errungenschaften eine Schattenseite, wie wir später im Prinzip der Polarität sehen werden.
Diese Spezialisierung führt zwar zu profundem Wissen im Detail, vergisst aber doch das eine oder andere Mal die Vernetzungen einer gesamtheitlichen Sichtweise. Denken Sie beispielsweise an Krankenhäuser, die gewissermassen zu Spezialabteilungen für Einzelteile des Menschen geworden sind. Daran ist grundsätzlich nichts falsch, aber dieses Konzept wird manchmal einer ganzheitlichen Sichtweise nicht oder nur teilweise gerecht. Heute leben wir jedoch in einer Welt, die vor allem von Komplexität geprägt ist; Komplexität bedingt eine systemische und ganzheitliche Sichtweise. Doch was ist eigentlich mit Komplexität gemeint?
Die Welt ist komplex geworden. Das erfordert immer mehr eine ganzheitliche Sichtweise.
Komplexität bedeutet, dass viele einzelne Elemente/Variablen die Situationen und das Geschehen bestimmen. Sie sind untereinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. Bei Problemstellungen gibt es häufig nicht nur eine richtige Lösung, sondern viele verschiedene Lösungsmöglichkeiten, die es gegeneinander abzuwägen gilt.
Die Zeit der "Postmoderne"
Heute leben wir im Zeitalter der Postmoderne. Manchmal wird auch der Begriff der „zweiten Aufklärung“ verwendet. Dieses neue Paradigma beinhaltet, dass Themen verbunden, integriert und vernetzt werden und dadurch auch neue Wege im Umgang mit Komplexität entstehen können. Aus meiner persönlichen Sicht wird dieses Weltbild dem Wesen des Menschen wesentlich gerechter.
Das Paradigma der Postmoderne kann auch als die Zeit der Wissenschaft von lebenden Systemen verstanden werden. Somit ergeben sich verschiedene Perspektiven, sich einem Thema zu nähern, etwa aus naturwissenschaftlicher oder philosophischer Sichtweise. Wissenschaftliche Disziplinen, die dieses neue Denken untersuchen, sind beispielsweise die Neurowissenschaften, die Psychologie, die Komplexitätsforschung, die Kommunikationsforschung, die Biologie und viele andere mehr.
Zentrale Elemente des neuen Paradigmas
In Anlehnung an Ruth Seliger (Autorin des Buches Positive Leadership) lassen sich die zentralen Elemente des neuen Paradigmas wie folgt darstellen:
Menschen und Organisationen sind keine Maschinen, die man einfach steuern kann. Sie sind weder stabil noch berechenbar. Menschen und Organisationen sind lebende Organismen.
Ebenfalls ist das Zusammenspiel der Menschen in einer Organisation nicht berechen- und planbar. Vieles ist und bleibt unberechenbar, widersprüchlich und undurchschaubar. Führungskräfte (und Menschen allgemein) haben die Aufgabe, damit umgehen zu lernen.
Die neue Zeit braucht ein positives Menschenbild. Im Grundsatz haben Menschen Fähigkeiten, Talente und gute Absichten. Mit diesem Menschenbild lassen sich Organisationen und Beziehungen besser gestalten als mit einem defizitorientierten Menschenbild. Das positive Menschenbild ist der Beginn einer positiven Kettenreaktion und wird zu einem wesentlichen Faktor von Erfolg auf allen Ebenen.
Vertrauen ist in allen Organisationen (privat, familiär und beruflich) die zentrale Grundlage jeglicher Kooperation. Vertrauen bedeutet auch, dass man den Menschen bereits im Voraus gute Absichten, Fähigkeiten, Stärken und Talente unterstellt. Vertrauen heisst, eine optimistische Zukunftsperspektive zu entwickeln und sich der Ressourcen und Potenziale bewusst zu sein, um eben genau diese für die Zukunft nutzen zu können
Menschen orientieren sich nicht nur an Zielen und materiellen Erfolgen. Individualisierung und Selbstverwirklichung werden für viele Menschen immer wichtiger. Rein ökonomische Anreizsysteme verlieren daher immer mehr an Wert und die Sinnfrage gewinnt an Bedeutung.
Alle Arten von Unternehmungen müssen einen Output generieren. Unternehmungen definieren, was für sie Erfolg bedeutet. Das ist heute so und wird wohl auch zukünftig so sein. Das neue Paradigma stellt also nicht den (wirtschaftlichen) Erfolg bzw. den Output in Frage, sondern den Weg dorthin.
Auf diesen Grundannahmen und Überlegungen basiert das Gesamtmodell von mindboxPlus.
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