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Autorenbildchristophdobler

Emotionen nicht beachten!

Aktualisiert: 27. Apr. 2023

Warum verlangen wir eigentlich von uns so konsequent, dass wir uns im Berufsleben von den Emotionen verabschieden sollen?

Ich durfte kürzlich einen leitenden Arzt coachen. "Wenn ich im Spital die Eingangstüre öffne, dann bleiben meine Emotionen draussen vor Tür" war sein Credo. Und: "Ich verlange das Gleiche von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern". Ob diese Rechnung aufgeht? Zugegeben, das ist ein eher extremes Beispiel. Aber Hand auf's Herz: Wie sieht es bei Ihnen im Betrieb aus? Ist da nicht auch ein Fünkchen dieser Aussage wahr?


Zahlen, Daten, Fakten.


In den letzten Jahrzehnten haben wir als Gesellschaft in vielen Wissenschaften neues Faktenwissen gelernt. Mit Zahlen, Daten und Fakten bewegen wir uns durchs Leben - vor allem durchs Arbeitsleben. Wir fällen Entscheidungen so genannt faktenbasiert und haben uns dazu Tools angeeignet wie beispielsweise eine Nutzwertanalyse. Wir haben gelernt, den Daten und Fakten zu vertrauen. Der Intuition zu vertrauen - was im wissenschaftlichen Sinne gesammeltes Erfahrungswissen ist - ist doch meist sehr verpönt. Intuition ist aber auch ein Gefühl. Intuition äussert sich meist körperlich. In der Umgangssprache kennen wir Ausdrücke wie "mein Bauchgefühl" oder "Schmetterlinge im Bauch" oder "einen Kloss im Hals". Diese Ausdrücke weisen auf Emotionen und/oder Affekte hin. Nicht selten handelt es sich dabei um Intuition im wissenschaftlichen Sinne.


Verstand versus Gefühl. Oder Verstand und Gefühl?


Wir haben zwei funktionierende und gleichwertige Systeme "im Kopf": Den Verstand, der für das logische Denken zuständig ist und unsere emotionale Welt. Wer in die Ferien verreisen will, entscheidet mit dem Verstand über Budget und Termine - aber mit dem Gefühl für den Ferienort. Warum genau jemand gerne nach Italien reist, lässt sich nämlich mit dem Verstand nur schwer erklären - mit dem Gefühl aber schon. In vielen Dingen des Lebens vertrauen wir auf unser Gefühl. Die meisten von uns haben ja ihren Partner/ihre Partnerin nicht mit einer Nutzwertanalyse ausgewählt...


Kann man sagen, was besser ist? Verstand oder Gefühl? Der deutsche Wissenschafter Gerd Gigarenzer bringt es so auf den Punkt: Wenn man etwas tatsächlich berechnen kann und das Resultat mit einer grossen Wahrscheinlichkeit stimmt, dann sind Verstandesentscheidungen die besseren Entscheidungen. Aber immer dann, wenn sich etwas nicht wirklich mit Sicherheit berechnen lässt (denken Sie an die Partnerwahl...) dann fällen wir bessere (oder gleich schlechte) Entscheidungen mit Hilfe der Gefühle und der Intuition.


Gefühle sind handlungsleitend


Unsere Gefühle und unsere Affekte bestimmen weitgehend unser Handeln. Denken Sie einfach an eine Situation aus dem Alltag, bei der Sie sich nicht gut gefühlt haben und schlecht drauf waren. Wie haben Sie gehandelt? Wie haben Sie kommuniziert? Und wie wäre die gleiche Situation verlaufen, wenn Sie sich gut gefühlt hätten? Unser Stimmungslage bestimmt aber auch, wie wir die Welt wahrnehmen. Am Samstag schlecht gelaunt den Wocheneinkauf vornehmen müssen lässt uns die Dinge anders sehen, als wenn wir den gleichen Einkauf und die gleichen Situation gut gelaunt und mit einer positiven Grundstimmung erlebt hätten.


Lernen Sie Ihre Gefühle (wieder) kennen.

Wir können zu grossen Teilen lernen, unsere Gefühle zu trainieren und zu regulieren. Die Positive Psychologie bietet da einige Möglichkeiten mit Wirkungsgarantie und Spassfaktor, Eine gute Unterstützung dabei ist, wenn wir uns unseren Gefühlen wieder zuwenden; wenn wir also wieder lernen, die Gefühle wahrzunehmen und erstmal anzuerkennen. Unten finden Sie zum Download ein Gefühlsjournal, das Sie wie folgt verwenden könnten:


  • Reflektieren Sie zwischendurch Ihren Tag; denken Sie an verschiedene Situationen, die Sie erlebt haben.

  • Notieren Sie sich im Journal die Situationen und die Gefühle, die dabei aufgetreten sind. Waren es positive Gefühle? Negative? Können Sie die Gefühle benennen?

  • Welche Menschen waren an der Situation beteiligt? Haben diese einen Zusammenhang mit der Gefühlsregung?

  • Was könnten Sie konkret tun, um zukünftig "mehr davon" zu bekommen, wenn es sich um positive Gefühle handelt?

  • Gibt es eine Möglichkeit, wie Sie zukünftig "weniger davon" erleben könnten, wenn es sich um negative Gefühle handelt?


Bei den letzten beiden Punkten ist es wichtig, dass die Massnahmen und Handlungsmöglichkeiten ausschliesslich und zu 100% in Ihrer Macht stehen.



Nun wünsche ich Ihnen viele gute Erkenntnisse und vor allem viele gute Gefühle! Das Journal zum Festhalten der Emotionen können Sie gleich hier direkt und kostenlos herunterladen:



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